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HETTENSEN - Landkreis Northeim




Das Schulgebäude nach seiner Fertigstellung im Jahre 1910.
Links im Hintergrund steht das Wirtschaftsgebäude mit dem Anbau für die Toiletten.







In der Volksschule zu Hettensen um 1900

Darstellungen von Johann Heinrich Huß
-Lehrer in Hettensen von 1901 bis 1934-


I. Entstehung der Schule

"Wann in Hettensen die Schulstelle gegründet worden ist, läßt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen; jedenfalls muß schon sehr früh, bald nach der Reformation eine Schule bestanden haben.
In einer alten Kirchenrechnung aus dem Jahre 1683 befindet sich die Bemerkung: "Wiesenzins von einer Wiese, wo das alte Pfarr- und Schulhaus gestanden hat." Um diese Zeit muß also schon ein Schulhaus verfallen sein.

Die Schulen waren sogenannte Kirchschulen, die unter Leitung des Pfarrers von dem 'Lehrer' verwaltet wurden. Schule und Pfarre haben, so erzählt man sich, wahrscheinlich in der Nähe der Mühle [Hof Falke] gelegen.

Im 17. Jahrhundert standen Kirche und Schule auf dem sogenannten 'Wemmelhofe'. Das Schulhaus soll das Haus Nr. 40 gewesen sein, das dem damaligen Lehrer Kuhlemann gehörte. Der Lehrer bezahlte damals auch schon Hof-, Pfahl- und Pfennigzins von 7 Gr [Groschen] von einer wüsten Baustelle neben der Kirche.






1797 ist dann das Schulhaus Nr. 44 neben der gleichfalls erbauten Kirche [gegenüber Hof Wellhausen: Am Kirchberg 1 und Friwoler Straße 5] von dem Zimmermann Kuhlemann, der auch zugleich Lehrer war, erbaut. Es muß anfangs nur klein gewesen sein, denn die Wohnstube des Lehrers ist zuerst die Schulstube gewesen (4,50 x 5 Meter).
Alte Leute erzählen, daß etwa 40 Kinder die Schule besucht hätten. Als dann die Kinderzahl stieg, ist das Haus zu Anfang der 70er Jahre [1870] nach Norden verlängert und die Schulstube in den nordwestlichen Teil des Schulhauses verlegt worden. Die Schulstube war 10,50 m lang und 6 m breit, jedoch nur 2,70 m hoch. Die Luft war von den Kindern bald verbraucht und dann war eine schlechte verbrauchte Luft darin.






Die Zahl der Schüler stieg immer mehr. Die Schulbehörde erwog deshalb die Errichtung einer zweiten Lehrerstelle und eines zweiten Klassenzimmers. Die Verhandlungen dauerten recht lange.
Schon im Jahre 1901 war die Lehrerstelle mit dem Bemerken ausgeschrieben, daß eine zweite Stelle errichtet werden solle. Die Zahl der Kinder betrug 105, die in zwei Abteilungen (Halbtagsschule) unterrichtet wurden. Die obere Abteilung hatte wöchentlich 20, die untere 12 Stunden. Es ist natürlich, daß dadurch wichtige Fächer sehr benachteiligt sind. (Rechnen 3 Std., Geschichte 1, Geographie 1, Naturgeschichte 1 Stunde). Desgleichen ist auch Deutsch sehr gekürzt. Die Kinder haben eine natürliche Anlage, die bei ordentlichen Schulverhältnissen wohl gemerkt würde; bei der Halbtagsschule aber nur teilweise geschehen kann. Als Beweis von Wissenstrieb möchte ich anführen, daß konfirmierte Knaben mehrfach noch Unterricht wünschen. Es wäre als ein großes Glück zu bezeichnen, daß in den bestehenden Unterrichtsverhältnissen bald eine Änderung eintreten würde, damit die Schüler das erhalten, wozu sie ein Recht haben.

1905 wurde das Schulhaus von dem Kreisarzt Dr. Müller aus Northeim amtlich besichtigt und dabei als ungenügend für 110 Kinder gefunden. Auch bei der Königlichen Regierung scheint man zu dieser Einsicht gekommen zu sein; die Gemeinde wurde aufgefordert [...] die Vermögensverhältnisse nachzuweisen. Die Schullasten betrugen über 500 % der Einkommensteuer. Mit der Nachricht über die Anstellung eines zweiten Lehrers wurde von der Königl. Regierung in Aussicht gestellt, bei dem Herrn Minister den vollständigen Betrag eines etwaigen Neubaues zu erwirken.

Ende 1906 wurde durch den Schulvorstand ein Plan eines Neubaues vorgelegt, der von der Königlichen Regierung genehmigt war, mit einem Kostenanschlage von etwa 30.000 Mark. Der Schulvorstand erklärte sich bereit zu den Kosten den Ertrag des alten Schulhauses und an Hand- und Spanndiensten einen Betrag von 4.000 M beizutragen.

Zu einem Termin im Juli 1907, an welchem der Regierungsrat Heye aus Hildesheim von der Königlichen Regierung und der Konsistorial-Assessor Nöldecke vom Königlichen Konsistorium aus Hannover teilnahmen, wurde die Eigentumsfrage des alten Schulhauses, ob der Kirchen- oder der Schulgemeinde gehörend, nicht entschieden. Der Küster soll aber Wohnrecht im neuen Schulhause erhalten. Die Frage über Eigentum der Ländereien blieb ebenfalls unentschieden. Der Platz eines Neubaues südlich der Kirche an der Landstraße zur Bramburg [Bramburgstraße 13] wurde für gut befunden. Das Land gehört der vereinigten Küster- und Lehrerstelle.

Der Plan war als einstöckig gedacht mit 26 m Frontseite und 10 m Tiefe. Von dem Herrn Minister wurde dieser Plan verworfen, weil er für Schulbauten, bei denen Staatsbeihilfen gewährt werden sollen, zu groß sei und für den Lehrer zu viel Raum enthalte; für den ersten Lehrer sollen höchstens 85 qm Wohnfläche herauskommen.



Johann Heinrich Huß (1942)
Foto: Albert Diederich


Der nun der Gemeinde wieder vorgelegte Plan mit den kleineren Wohnflächen fand nicht die Zustimmung der Gemeinde, da dem ersten Lehrer, wenn er seßhaft sein solle, auch eine genügende Wohnung gegeben werden müsse.
Der Lehrer Huß wurde von der Gemeinde beauftragt, mit dem Königl. Kreisbauinspektor, Baurat Nolte, in Einbeck dieserhalb zu verhandeln. Eine Aussprache mit diesem hatte den Erfolg, daß die Gemeinde auf ihre Kosten einen neuen Entwurf anfertigen ließ. Dieser stellte einen zweistöckigen Bau dar, der in der Umgebung gut wirkte und auch genügend Raum bot.

Die Gemeindeversammlung erklärte sich zum Bau dieses Hauses bereit und bald erfolgte auch die Genehmigung der Regierung und des Ministers. Die Kosten betragen etwa 28.200 M., welche im einzelnen sich folgendermaßen verteilen sollen:

- 6.000 M Altes Schulhaus
- 8.900 M gesetzliches Baudrittel
- 8.800 M Staatsbeihilfe
- 3.500 M Hand- und Spanndienste
- 1.000 M Vorausleistung der Gemeinde für 2 Schulstellen.

Am 13. Mai 1909 wurde auf dem Grundstücke der erste Spatenstich zum Schulbau gemacht. Zufällig waren an diesem Tage der Ober-Regierungsrat Schulz und Geheimrat Sachse, der Superintendent Ubbelode aus Hardegsen und der Kreisarzt Dr. Müller aus Northeim anwesend.

Die Maurerarbeiten hat der Maurermeister Henne aus Lichtenborn erhalten, die Zimmerarbeiten Zimmerermeister Ohle aus Fredelsloh. Die Dachdeckerarbeiten macht Dachdeckermeister Hartje aus Lödingsen. Die Tischlerarbeiten führt der Tischlermeister Diederich in Hettensen aus. Schlossermeister Ükermann in Hardegsen hat die Schlosserarbeiten.

1910 ist dann die Schule bezogen. Sie bildet einen Schmuck des Dorfes. Die Baukosten betrugen im Ganzen 29.000 Mark, wovon der Staat die oben erwähnten Beihilfen getragen hat."




Das neue Schulgebäude im Jahre 1924


* * * * *




Titelblatt der Schulrechnung 1902/1903



Schulrechnung für das Schuljahr 1902/03
(Abschrift der mehrseitigen Aufstellung)



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II. Stundentafel 1910


A. Religion
Biblische Geschichte
Bibellesen und Katechismus
Kirchenlied und Gebet

B. Deutsch
Lesen
Sprachlehre und Rechtschreibung
Schriftliche Übungen
Schönschreiben

C. Rechnen und Raumlehre
Rechnen
Raumlehre

D. Zeichnen

E. Realien
Geschichte
Erdkunde
Naturbeschreibung
Naturlehre

F. Gesang

G. Turnen

H. Weibliche Handarbeiten





III. Entlassungszeugnis

Die Schülerin Frieda Unverzagt, geboren am 13. März 1897 als Tochter des Steinhauers Heinrich Unverzagt in Hettensen, wurde Ostern 1911 aus der Volksschule in Hettensen entlassen. Diesen Vermerk sucht man vergeblich auf dem Zeugnis; vielmehr ist die Bemerkung "konfirmiert" eingetragen.

Zu jener Zeit wurden die Schülerinnen und Schüler aus der Schule entlassen, nachdem sie kirchlich unterwiesen, d.h. konfirmiert worden waren. Im Gegensatz zur Gegenwart begann somit direkt nach der Konfirmation tatsächlich ein neuer Lebensabschnitt, nämlich der Einstieg ins Berufsleben.

Die Notenskala umfasste damals nur die Prädikate "sehr gut" (1), "gut" (2), "genügend" (3) und "nicht genügend" (4).
Bewertet wurden nicht nur die Leistungen in den einzelnen Fächern, sondern auch das Betragen, der Fleiß und die Aufmerksamkeit in der Schule.
Diese so genannten Kopfnoten, die vorübergehend abgeschafft worden waren, sind seit dem Schuljahr 2000/01 in modifizierter Form in Niedersachsen wieder eingeführt.





Frieda Unverzagt war mehrere Jahre in der Nähe von Glücksburg (Schleswig-Holstein) als Hauswirtschafterin in Stellung. Im Jahre 1923 heiratete sie den Steinrichter Ernst Glahe, mit dem sie zwei Söhne hatte, von denen einer gleich nach der Geburt verstarb. Sie baute sich zusammen mit ihrem Mann nach der Inflationszeit einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb auf, der acht Morgen [zwei Hektar] Nutzfläche umfasste.

Ferner bewirtschaftete das Ehepaar einen kleinen Mühlen- und Sägereibetrieb, in dem die zahlreichen 'Arbeiterbauern' das Getreide für ihre Tiere mahlen ["schroten"] und die Fichtenholzstämme zu Balken, Latten und Brettern für ihre Baumaßnahmen zuschneiden ließen. Für die Buchführung des Betriebes war die Ehefrau, später der Sohn Rolf, zuständig.





IV. Schulzucht

"Die Schulzucht muß strenge durchgeführt werden; dann sind die Kinder allerdings auch leicht zu leiten. Die häuslichen Arbeiten werden meistens pünktlich angefertigt und bei einem großen Teil von den Eltern besichtigt (es gibt allerdings auch Ausnahmen, die im Laufe der Jahre ziemlich wechselnd sind).
Da die Väter zum großen Teil Bramburgarbeiter sind und die Mütter bei den Bauern oder auf dem Gute helfen, also kann man sich denken, daß im Hause in erziehlicher Tätigkeit viel gesündigt wird und die Kinder, wenn sie nicht auf dem Felde helfen müssen, sich selbst überlassen sind. Jedoch führt auch hier strenge Aufmerksamkeit des Lehrers zum Ziele.
Leider geschieht es zu oft, daß die aus der Schule entlassene Jugend den Lastern des Saufens und der Unsittlichkeit verfallen und mancher, der mit den besten Grundsätzen die Schule verläßt, gerät auf Abwege."




V. Feiertage - Ausflüge

"Der Geburtstag S.M. [Seiner Majestät] des deutschen Kaisers und der Sedantag [Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71] werden jedes Jahr mit Gesang, Ansprache und Deklamationen festlich begangen; bei gutem Wetter wird auch ein gemeinsamer Spaziergang in den Wald unternommen."

"Im Jahre 1903 machten die Kinder der Ober- und Mittelstufe zugleich mit den Kindern aus Ellierode und Asche [alle drei Schulen standen unter Aufsicht des Pastors aus Ellierode] einen Ausflug an die Weser nach Karlshafen verbunden mit einer Dampferfahrt nach Bodenfelde. Jedes Kind zahlte dazu 1,50 M."



Soldaten der kaiserlichen Truppen vor dem Gasthaus Zur Post
während eines Manövers in Hettensen und Umgebung im Jahre 1904

Foto: Gero Storre


"1904 war in der Feldmark großes Mänover. In Hettensen lagen die 164er aus Hameln und die 78er aus Hildesheim. Nachdem ich vom Bataillonsbureau erfahren hatte, daß in der Nähe von Hettensen ein Gefecht stattfinden würde, wurde am Mittwoch Morgen der Unterricht ausgesetzt und ein Ausflug in das Manövergelände unternommen.
Das Gefecht entwickelte sich dicht am Ort zwischen der Chaussee nach Lödingsen und der Bramburg. Es war interessant die Artillerie beim Auffahren der Kanonen zu beachten, selbst an den steilen Bergen hinan. Schnell wurden die Rohre gerichtet und schon ertönte auch der erste Schuß. Hinter einer Deckung lag die Infanterie, Gespanne sausten auf den Straßen entlang und über die Felder.
Die feindliche Armee lag hinter Lödingsen bei Wibbecke vor dem Kuhberge. Unter der Deckung der Kanonen konnte die Infanterie bis zum Feinde vordringen und nicht lange dauerte es, da war der Feind vertrieben. An der Chaussee entlang wurden sogar über die Apfelbäume Telefondrähte geleitet."



Wandertag mit Lehrer Eikermann 1913
Foto: Rainer Glahe


"Am Morgen des 18. August 1907 fuhren die Kinder der hiesigen Schule mit 4 Leiterwagen über Hardegsen nach Nörten. Die kleineren fuhren mit den Wagen nach der Rodemühle im Rodetale, während die Lehrer mit den größeren einen Fußweg nach der Ruine Hardenberg unternahmen. Nachdem die sehr gut erhaltene Ruine besichtigt war, führte der Marsch über die Berge nach dem Rodetale. Dort wurde gemeinschaftlich Kaffee getrunken und dann ging es weiter an Schloß Böseck vorbei nach der Ruine Plesse und von dort Ausschau bis weit in das Leinetal und in die Sollingberge gehalten. Von Mariaspring wurde dann mit den bis dahin gefahrenen Wagen die Heimfahrt über Bovenden und Lenglern angetreten. Kosten für jedes Kind 1 M."

"Schon lange freuten sich die Kinder auf eine Wanderfahrt. Das Ziel sollte dieses Mal wiederum die Weser bilden. Mit dem Zuge um 8.45 Uhr Morgens am 27. August 1908 ging es nach Carlshafen. Der Fußweg über die Hannoverschen Klippen führte uns nach Herstelle, tief unten zu unseren Füßen stets die Weser überschauend. Das Fährboot setzte uns über die Weser an das rechte Ufer. In dem Schatten der kräftigen Bäume ging die Wanderung über schroff vorspringende Klippen nach der "Juliushöhe".
Nachdem hier eine Erfrischung eingenommen war, und der Wirt uns in freundlicher Weise einen kleinen interessanten Vortrag über Carlshafen gehalten [hatte], eilten wir herunter zur Dampferanlegestelle und erwarteten die Ankunft von "Kaiser Wilhelm". Mit 'Hurrah' wurde er empfangen und alles eilte auf den Vergnügungsdampfer. Nach einstündiger Fahrt erreichten wir Bodenfelde und fuhren von hier mit der Bahn nach Hardegsen zurück. Gegen 7 Uhr war jeder wieder in seinem elterlichen Hause. Kosten für ein Kind 1,50 M."



Weserdampfer an der Anlegestelle Carlshafen
Foto: Göttinger Tageblatt


"Die Kriegsjahre haben es nicht erlaubt, größere Ausflüge zu machen, dafür haben wir aber die Heimatberge umso gründlicher kennen gelernt, insbesondere die Bramburg und das Bremkertal."




VI. Pflichten des Lehrers

"In Hettensen ist schon sehr lange eine Kirche gewesen. In einer Kirchenrechnung von 1683 findet sich die Bemerkung "Wiesenzins von einer Baustätte, wo das alte Pfarr- und Schulhaus gestanden hat".

Der Lehrer ist früher jedenfalls nur ein Diener der Kirche gewesen und hat daneben dem Pastor beim Unterricht der Jugend geholfen. Von ausgebildeten Lehrern kann keine Rede sein; noch 1800 wird von dem Lehrer Kuhlemann erzählt, daß er auch Zimmermann gewesen sei und die noch stehende Kirche und das Schulhaus gerichtet habe.

Erst nach und nach wurde das Lehramt das wichtigere und daneben blieb der Küsterdienst. Als Küster hat der Lehrer die Aufsicht über die Kirche und deren Einrichtungen. Er hat die Kirche zu öffnen und zu schließen, des Morgens, Mittags und Abends die Betglocke zu läuten und zu kirchlichen Gelegenheiten die Glocken zu besorgen.

Morgens und Mittags wird zur Betglocke zunächst die kleine Glocke geläutet, gleichsam die Gemeinde zum Gebet aufmerksam zu machen und dann folgen drei Mal drei Schläge mit der großen Glocke. Die Abendglocke wird nur mit der großen Glocke besorgt. (7 Uhr Vormittags, 11 Uhr Mittags und 6 oder 7 Uhr Abends).
An dem Nachmittage 1 Uhr vor den Sonn- und Festtagen werden beide Glocken geläutet. Zu Taufen wird die kleine Glocke geläutet. Bei Hochzeiten kommen erst drei Mal drei Schläge mit der großen und dann desgleichen mit der kleinen Glocke und unter dem Geläute beider Glocken kommt der Hochzeitszug in die Kirche.
Die verstorbenen christlichen Mitglieder werden ausgeläutet. Bei Erwachsenen macht die große Glocke die üblichen drei Schläge, bei Kindern die kleine Glocke und dann werden mit beiden Glocken "drei Touren" geläutet. Bei den Beerdigungen ist es ebenso. Das Ausläuten geschieht am auf den Sterbetag folgenden Vormittag 9 Uhr, die Beerdigungen sind am Nachmittage.

Gebühren für Taufen und Trauungen sind abgelöst, dafür werden aus der Kirchenkasse 7,56 M resp. [bzw.] 6,23 M bezahlt. Für Beerdigungen erhält der Küster bei Erwachsenen 2,28 M und bei Kindern 1,14 M.

Beim Abendmahl sind die Abendmahlsgeräte und der Wein zu besorgen. Die anderen Obliegenheiten des Küsters sind zum größten Teil abgelöst und werden von der Kirche bezahlt z.B. für Kirchenfegen, Abendmahlswein besorgen, Altarwäsche, Lampenreinigen etc.

Der Küsterdienst ist mit dem Organisten- und Lektordienst verbunden und wird aus kirchlichem Einkommen im Ganzen mit 300 Mark [jährlich] vergütet. Am 1. Dezember 1912 ist das Einkommen auf 500 Mark erhöht.

Am 1. Januar 1920 sind die niederen Küsterdienste von der Schulstelle getrennt. Es verbleiben bei derselben noch

1. der Organistendienst
2. der Lektorendienst innerhalb der Kirche
3. der Kantordienst.

Etwa in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts ist für die Kirche eine Orgel angeschafft, die an den Sonntagen und Festtagen den Gesang der Gemeinde begleiten soll. Sie hat im Ganzen 9 klingende Register, darunter 7 im Manual und 2 im Pedal, dazu kommt eine Pedalkoppel. Die Orgel hat, wenn auch schrille, so doch recht kräftige Stimmen, welche bei einer gründlichen Reparatur gut harmonisch klingen würden.
Der Organistendienst ist in den Kirchenrechnungen mit 30 M berechnet; diese Summe ist aber mit in dem Küstergehalt enthalten. Für das Orgelspielen bei Hochzeiten wird von dem Brautpaar extra 2 M an den Organisten vergütet, wenn eine Begleitung gewünscht wird.

Der Kantordienst ist in dem Organistendienst mit enthalten, da in erster Linie mit der Orgel die Gesänge begleitet werden. Mit den Kindern sind in den Schulstunden die für die Schule vorgeschriebenen Choräle nach dem Choralbuch Hille II. einzuüben."


Die Kirche im Jahre 1944
Foto: Ingeborg Glahe




VII. Schulaufsicht

"Die Schulaufsicht über die äußeren Angelegenheiten der Schule sind in dem Volksschulunterhaltungsgesetz vom 26. Mai 1907 festgelegt. Die inneren Schulaufsichten leiten der Ortsschulinspektor, Kreisschulinspektor und die königliche Regierung.
Von 1892 an ist Pastor Stiegemeyer in Ellierode Ortsschulinspektor. Die Kreisschulinspektion hat Superintendent Ubbelode in Hardegsen. Dr. Sachse aus Hildesheim ist Regierungsschulrat.

Im Jahre 1919 ist die Ortsschulaufsicht als "alter Zopf" aufgehoben. Die Kreisschulinspektion wurde dem Rektor Schröder in Northeim übertragen. Am 1. September 1920 wurde die Schule in Hettensen der Kreisschulinspektion Northeim unterstellt, welche dem Kreisschulrat Kampmann in Northeim übertragen wurde."




VIII. Schulversäumnisse

1877

"Die große Armut der meisten Bewohner des Dorfes ist ein gewaltiger Hemmschuh für die gedeihliche Fortentwicklung und Hebung der Schule. Die Mehrzahl der Kinder wird von ihren Eltern zum Holztragen, zum Tagelohn auf dem Gute und zu anderen Arbeiten angehalten und den armseligen Umständen ist es auch wohl zuzuschreiben, daß die Schule von den meisten Eltern nicht als ein Segen, sondern als eine Last angesehen wird. Nur durch eiserne Strenge und Konsequenz von Seiten des Lehrers ist ein ziemlich regelmäßiger Besuch zu fördern und zu erzielen. Mit großer Mühe nur sind viele Eltern zur Anschaffung der Bücher, Schreibhefte etc zu veranlassen.

Gegenwärtig hat sich alles sehr gebessert. Von wirklicher Armut ist keine Rede mehr. Die Männer verdienen als Arbeiter auf der Bramburg guten Tagelohn; Urlaub wird zu landwirtschaftlichen Arbeiten nur in den allerdringensten Fällen erteilt. Mit Schulbüchern und -heften sind alle Kinder gut versehen; es macht auch keine große Mühe sie zur Anschaffung derselben zu veranlassen."


1918

"Im Weltkriege waren die Männer im Felde, die Arbeit der Heimat lag meistens in den Händen der Frauen, die Kinder konnten tatkräftig Hülfe leisten, daß Urlaub über das sonst übliche Maß erteilt wurde, ist wohl selbstverständlich. Durch gegenseitiges Verstehen von Schule und Haus ist manche Not gemildert. Daß die geistige Beweglichkeit der Kinder gelitten hat, kann nicht Wunder nehmen, da ja auch die Nahrung der Kriegszeit angepaßt werden mußte."




IX. Lehrkräfte an der Schule

Genauere Zeitangaben über die Tätigkeit der verschiedenen Lehrerinnen und Lehrer an der hiesigen Volksschule sind leider nicht möglich.



Ahlborn, August
(1801)

Behmann, Albert
(?)

Burgtorf, Justus Heinrich
(1808 - 1812)

Eikermann, Hermann
(1907 - 1913)

Gerling, Johann
(bis 1728)

Grapp, Maria
(1952 - 1974; Handarbeitsunterricht)

Grieße-Parl, Wiebke
(1960 - 1963)

Henne, Karl
(Ostern bis Weihnachten 1934)

Hennecke, Herbert
(1928 - 1930)

Hoppe, Anneliese
(1936 - 1937)

Huß, Johann Heinrich
(1901 - 1934; plante Schulhaus-Neubau 1910)

Huß, Leni
(Handarbeitsunterricht)

Ilse, Willi
(bis 1928)

Jörn, Christian
(1815 - 1816)

Kloos, Eva
(1937 - 1965)

Knapphorst, Ludwig
(1909 - 1910 während Militärdienstzeit Eickermann)

Krudewig, Karin
(1964 - 1973)

Kuhlemann, Heinrich Jakob
(Lehrer 1766 - 1800 und Zimmermann;
erbaute Kirche und Schulhaus 1793-1797)

Ludewig, Karl
(1913)

Mann, Albrecht
(1947 - 1955)

Meine, Wilhelm
(April/ Mai 1913)

Meinshausen, Albert
(1935 - 1943 [vermisst])

Meinshausen, Anni
(Handarbeitsunterricht in den Nachkriegsjahren)
- Durchführung der Hoover-Schulspeisung -

Mohnkern, Armin
(1912 vertretungsweise)

Otte, Heinrich Balthasar
(1730 - 1750)

Pape, Brigitte
(1969 - 1974)

Pook, Wilhelm
(1901)

Reimerdes, Karl
(1930 - 1931)

Rott
(1901 - 1902)

Scharlemann, Fritz
(1897 - 1900)

Schiebel
(vertretungsweise; 1970er Jahre)

Schiffer, Alfred
(1955 - 1956)

Schnelle
(1816 - 1831)

Schrader, Georg Heinrich
(1833 - 1865)

Schramm, Benno
(1945 - 1953)

Schwenke, Heinz
(1913)

Sieburg
(während des 2. Weltkrieges)

Spangenberg, Karl
(1866 - 1896)

Sprenger, Christoph
(bis 1668)

Schwenke, Heinz
(1.6. - 1.7.1913)

Vollmer, Ferdinand
(1812 - 1815)

Wege, Ernst
(1953 - 1966)

Weise
(1815)

Wikbold, Albert
(1.1.1935 - 31.3.1935)

Wittler
(1760 - ?)





X. Das Ende unserer Schule

Da die Dorfschule die allgemeinen Ansprüche der Gesellschaft nicht mehr erfüllen konnte, begann zu Beginn der 1950er Jahre die Diskussion über eine Schulreform auf dem Lande. Als Ergebnis dieser Diskussion setzte dann Anfang der 60er Jahre ein Prozess ein, in dessen Verlauf die Auflösung der kleinen Dorfschulen zugunsten der Errichtung von Dörfergemeinschaftsschulen oder Mittelpunktschulen erfolgte, um die "Disparität zwischen städtischer und ländlicher Schulbildung zu überwinden."

Die einzügigen Landschulen waren nach den Vorstellungen der Kultusbürokratie also nicht mehr zeitgemäß, ließen keinen differenzierten Unterricht zu und konnten nur mit einem unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand betrieben werden. Ferner galt es, die Kinder weiter zu fördern [Fremdsprachen, naturwissenschaftliche Fächer] und von ausgebildeten Fachlehrkräften unterrichten zu lassen.

Nachdem ab dem Schuljahr 1962/63 die Schüler des neunten Jahrganges zuerst in Lödingsen beschult wurden, trat die Gemeinde Hettensen später dem Oberstufen-Schulzweckverband Hardegsen bei. Mit Beginn des Schuljahres 1963/64 besuchten die Schüler der Jahrgänge 7 bis 9 die dortige Mittelpunktschule. Ab dem Jahre 1965 wurde auch das sechste Schuljahr in Hardegsen beschult.

Am 1. August 1974 schließlich schloss die Schule in Hettensen ihre Pforten für den Lehrbetrieb.

Neues Leben erfüllte die altehrwürdigen Räumlichkeiten, nachdem dort ein Dorfgemeinschaftsraum, ein Schulungsraum für die Freiwillige Feuerwehr sowie ein Kindergarten eingerichtet worden waren.

Im Jahre 1985 wurde ein neues Feuerwehrgerätehaus nördlich des Schulgebäudes errichtet.

In der Zeit zwischen 1991-1995 errichtete der Sportverein Grün-Weiß Hettensen e.V. auf dem Gelände des ehemaligen Schulgartens in Eigenleistung eine Sporthalle, die nicht nur den örtlichen Vereinen als Übungsstätte dient. Der in den Baukörper integrierte Mehrzweckraum kann von der Bevölkerung für Feierlichkeiten angemietet werden.



Kindergarten, Sporthalle und Feuerwehrgerätehaus (1999)
Foto: Friedrich Wellhausen


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